Story-Telling-One-Day |
Der Schlüssel der Geschichte ist nicht in der Geschichte, er ist im Menschen.
Théodore Simon Jouffroy (1796 - 1842, französischer Philosoph)
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Nachdem Sie nun auf dem Gebiet des „Persönlichen Wissensmanagement“ einige Erfahrungen sammeln konnten, in dem Sie Ihr Persönliches Kompetenzportfolio erstellt, Ihre Persönliche Wissensbank befüllt und regelmäßig Einträge in Ihr Lerntagebuch gemacht haben, wird es Zeit in das nächste größere Gebiet des „Organisationalen Wissensmanagement“ vorzudringen. Um das tun zu können, benötigen Sie ab sofort Wegbegleiter, mit denen Sie an den vorgeschlagenen Haltepunkten die jeweilige Methode erkunden.
Beim ersten Zwischenstopp in diesem Gebiet dreht sich alles rund um die Frage Wie kann ein Projektteam oder eine Arbeitsgruppe seine bzw. ihre Erfahrungen ohne allzu großen Aufwand erheben und für die Organisation wirksam werden lassen?. Eine mögliche Antwort auf diese Frage möchte ich Ihnen bei dieser vierten Etappe geben, die nun vor Ihnen - und Ihrem Projektteam oder Ihrer Arbeitsgruppe - liegt. Das Werkzeug, das Ihnen dabei helfen wird, ist "Story-Telling-One-Day".
Story-Telling-One-Day hilft Ihnen und Ihrem Projektteam oder Ihrer Arbeitsgruppe erfolgskritisches Erfahrungswissen nach Abschluss von Projekten oder projektähnlichen Aktivitäten rasch zu erheben, strukturieren und für die Wiederverwendung zu dokumentieren. Story-Telling-One-Day ist eine verkürzte Variante des Narrativen Wissenstransfers bzw. Story Telling, die nur einen Tag in Anspruch nimmt. Diese Methode ist für Organisationen geeignet, die sich nur wenig Zeit für Wissenssicherung nehmen können oder wollen.
Diese Form des Story Telling erfordert folgende Schritte:
Erfolgsfaktoren identifizieren:
Wenn im Projektauftrag keine konkreten Erfolgsfaktoren genannt wurden, müssen diese zunächst im Plenum erarbeitet werden. Dazu werden die Teilnehmer gebeten ihre positiven und negativen Erinnerungen an das Projektgeschehen auf Moderationskärtchen zu schreiben. Im Anschluss daran werden diese Kärtchen gruppiert und die Cluster mit passenden Erfolgsfaktoren überschrieben.
Projektlebenslinie skizzieren:
In Kleingruppen zeichnen die Projektteammitglieder eine Projektlebenslinie über den Verlauf des Projektes mit allen Höhen und Tiefen, wie sie das Projektgeschehen erlebt haben. Wenn Sie ein Lerntagebuch führen oder ein Projekttagebuch geführt haben, können Sie Ihre Einträge hier verwenden.
Projektgeschichten erarbeiten:
Die Kleingruppen erarbeiten zum tiefsten Tal und zur höchsten Höhe aus der Projektlebenslinie je eine Geschichte. Sie wählen Inhalte aus, aus der die Gründe für die positive bzw. negative Entwicklung ersichtlich sind. Die Wahl der Darstellungsform ist ihnen völlig frei gestellt. Sie können Bilder oder Collagen anfertigen, Gereimtes mit oder ohne Musik dichten, einen Sketch mit oder ohne Worte vorbereiten. Je kreativer die Gruppen vorgehen, desto mehr implizites Wissen wird transportierbar.
Geschichten präsentieren und Beobachtungen notieren:
Die Kleingruppen präsentieren entweder im Plenum oder vor definierten Beobachtern (abhängig von der Größe des Projektteams) ihre Geschichten. Die Beobachter notieren sich für sie interessante Zitate oder Eindrücke über beobachtete Einstellungen, Werte, Entscheidungswege, Problemlösungen und Meilensteine. Sie sollen dabei sowohl auf zwischenmenschliche als auch auf fachliche Aspekte achten.
Wahrnehmungen sammeln und den Erfolgsfaktoren zuordnen:
Die Beobachter berichten und diskutieren über ihre Wahrnehmungen, die den Erfolgsfaktoren zugeordnet werden. Als Ergebnis entsteht daraus je Erfolgsfaktor ein Flip-Chart mit den Wahrnehmungen, die in der Nachbereitungsphase zu guten Praktiken (Good Practices) verdichtet werden.
Erfahrungsdokument erstellen:
Das Ergebnis ist ein nach den Erfolgsfaktoren strukturiertes Erfahrungsdokument. Je Erfolgsfaktor ist darin beschrieben, warum dieser Erfolgsfaktor wichtig für dieses Projekt war, wie die reale Situation in Bezug auf diesen Erfolgsfaktor im Projekt ausgesehen hat und wie sich die Beteiligten den Idealzustand vorstellen würden. Aus dieser Beschreibung können zukünftige Projektleiter von ähnlichen Projektvorhaben leicht erschließen, worauf sie aufpassen müssen bzw. was sie von Beginn an anders oder besser machen können.
Als zielführend hat sich auch herausgestellt, wenn eine Gruppe von Projektmanagement-ExpertInnen von Zeit zu Zeit die Erfahrungsgeschichten sichten und Maßnahmen zur Verbesserung des organisationalen Projektmanagement-Prozesses daraus ableiten und umsetzen.
Referenz: Mittelmann, Angelika (2011): Werkzeugkasten Wissensmanagement. Norderstedt: Books on Demand, S. 92-94, (Narrativer Wissenstransfer oder Story Telling siehe S. 84-92).
Unsere nächste Etappe wird zum nächsten Haltepunkt im Gebiet des „Organisationalen Wissensmanagement“ führen. Lassen Sie sich vom genauen Zielpunkt überraschen.
Viel Erfolg bei der Umsetzung! Freue mich auf Ihre Reiseberichte von der vierten Etappe!