Marlene Streeruwitz: Durch Unterlassung.
Heute war der lange angekündigte Vortrag der österreichischen Schriftstellerin Marlene Streeruwitz im Rahmen der Reihe „Menschenrechte – Anleitung zum Mutigsein„, bei der es um Zivilcourage gehen soll, im Wissensturm.
Nach etlichen Vorreden der diversen Gastgeber und Veranstalter kam dann endlich die berühmte Autorin zu Wort.
Ich war aber bald ziemlich enttäuscht.
Erstens hat sie das meiste vorgelesen, aber nicht so, dass ihre besondere Sprache mit den vielen Punkten und abgehackten Sätzen rübergekommen wäre. Zweitens war der Text so überirdisch anspruchsvoll, kompliziert, durchsetzt mit mir unbekannten Fremdworten, kurz gesagt schwer verständlich, dass das Zuhören ernsthaft anstrengend war und ich sicher nicht alles mitbekommen habe. Dazu hat sie viele Themen in einem einzigen Atemzug so überraschend verwürfelt, verknotet, vermengt, dass mir manches Mal die Luft weggeblieben ist. Drittens ist sie ab und zu so emotional geworden, zB so wütend, dass sie frei geredet, oder eher nur noch herumgestottert hat und auch Wendungen benutzt hat, die einer Literatin unwürdig sind („ich würde meinen“, …). Nein, da war es schon besser, wenn sie bei ihrem Manuskript geblieben ist.
Dazu kam immer wieder ihr Kreuzzug gegen die Hochkultur, gegen die diversen Festspiele und allgemein gegen Elite und faschistische Auswüchse – dabei bekamen so illustre Persönlichkeiten wie Welser-Möst und André Heller volle Breitseiten ab, aber auch etliche Politiker, teilweise namentlich genannt: Dass sie nicht mutig wäre, ist allerdings das letzte, was man ihr vorwerfen könnte.
Fazit: Wer die besten Romane schreibt, muss nicht die brillanteste Philosophin sein…
Und dann kam noch ein Lehrer aus dem Mühlviertel dran, ich wusste gar nicht, dass es zwei Vorträge geben würde (selbst in diesem Moment ist auf der Homepage von SOS Menschenrechte nur von der Streeruwitz die Rede). Das war ein ziemliches Kontrastprogramm, sehr einfach, sehr praktisch berichtete der über seine frech-mutigen Aktionen, die er mit seinen Schulklassen in den letzten 20 Jahren so durchgezogen hat – mit teilweise überraschenden Erfolgen, aber auch mit Verhören durch die Staatspolizei. Wirklich gut reden konnte der Mann auch nicht.
Die anschließende Diskussion begann der Moderator Prof. Ötsch mit zwei Fragen an die beiden Vortragenden, die diese so „spannend“ beantworteten, dass meine Frau und ich uns einig waren, uns das weitere zu ersparen.
Wen es interessiert, die Vorträge sollen im Internet veröffentlicht werden, in den nächsten Tagen, dann kann sich jede sein eigenes Bild von der Sache machen.