Wissensmanagement - Grundlagen

Modelle des Wissensmanagement

Wissen ist der entscheidende Produktionsfaktor unserer Zeit.
Fredmund Malik

Nachfolgend werden einige Modelle des Wissensmanagements kurz beschrieben, die sich als richtungsweisend für die derzeitigen Diskussionen sowohl in der wissenschaftlichen Welt und/oder als brauchbar in der betrieblichen Praxis erwiesen haben.


Wissensmanagement-Prozessmodell (nach Probst)

Wissensmanagement läßt sich (in Anlehnung an [Prob97]) als Managementprozess beschreiben. Wissensidentifikation, Wissensexplikation, Wissens(ver)teilung, Wissensspeicherung und Wissensanwendung sind die fünf Kernprozesse des Wissensmanagement. Durch Bestimmung von Wissenszielen und die Durchführung einer Wissensbewertung läßt sich der Managementkreislauf schließen. Der Prozess startet mit der Definition von Wissenszielen, die sich aus den Unternehmenszielen ableiten. Im nächsten Prozeßschritt der Wissensidentifikation werden die unternehmensinternen und -externen Wissensquellen lokalisiert und bzgl. der Relevanz für die Bearbeitung von Aufgaben bewertet. Im Rahmen der Wissensexplikation wird das identifizierte Wissen in kommunizierbarer Form, sofern möglich, zur Verfügung gestellt. Durch Wissens-(ver)teilung werden die Wissensbedürfnisse mit den Wissensquellen verknüpft, Wissen von außerhalb in das Unternehmen integriert und alle notwendigen Teilprozesse der Wissenslogistik innerhalb des Unternehmens aktiviert. Durch den Subprozess der Wissensspeicherung wird gewährleistet, daß sowohl einmal als relevant identifiziertes Wissen als auch Erfahrungen aus der Anwendung für spätere Problem- und Aufgabenbearbeitungen zur Verfügung stehen. Wissensanwendung setzt Wissen in Unternehmensprozessen zur Lösung bestimmter Probleme bzw. zur Bearbeitung von Aufgaben ein. Die Wissensbewertung sorgt für den regelmäßigen Abgleich zwischen den Wissenszielen und den bewerteten Ergebnissen der Subprozesse des Wissensmanagement.

Wissensmanagement-Prozessmodell


Wissensmanagement-Architekturmodell

Die Zusammenführung aller Erkenntnisse aus der intensiven Beschäftigung mit dem Wissens- und Wissensmanagementbegriff, mit den Barrieren und Hindernissen sowie den Voraussetzungen und Rahmenbedingungen mündet in der Definition einer praxisgerechten Wissensmanagement-Architektur, die die folgenden vier Architekturelemente enthalten sollte [Mitt99a]:
  • Unternehmensstrategie
    Die Erarbeitung eines für das Unternehmen passenden Wissensbegriffs ist die Vorarbeit für seine Verankerung in der Unternehmensvision. Wird in einem Unternehmen Wissen als strategische Ressource verstanden und als wichtiger Teilaspekt in der Unternehmensstrategie verankert, ist damit eine wichtige Voraussetzung geschaffen, um Wissensmanagement erfolgreich bewältigen zu können.
  • Unternehmens- und Wissenskultur
    Sie bildet die Basis für alle wissensrelevaten Belange in einem Unternehmen. Daher sollte sie als erste sehr sorgfältig auf ihre Schwächen hin untersucht und geeignete Interventionen geplant und durchgeführt werden. Dieser Prozeß kann je nach Analyseergebnis mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Trotz dieses scheinbar hohen Aufwands ist eine Investition in die Entwicklung und Absicherung einer für die Organisation passenden Wissenskultur die einzige Garantie für den Erfolg aller Wissensmanagement-relevanten Anstrengungen.
  • Geschäfts- und Wissensmanagementprozesse
    Die Identifizierung aller wissensrelevanten Teilprozesse und die Definition eines geeigneten Wissensmanagementprozesses ist der erste Schritt zu einer professionellen Bewirtschaftung der strategischen Ressource "Wissen". Dies kann nur gelingen, wenn möglichst viele Verantwortliche von Schlüsselprozessen dieses Unterfangen aktiv unterstützen. Schlussendlich sollte jeder Mitarbeiter wissen, wo welches Wissen wie und wann gebraucht wird. Die Generierung von neuem Wissen darf dabei keineswegs vergessen werden.
  • Informations- und Kommunikationstechnik
    Der Informations- und Kommunikationstechnik als viertes Architekturelement kommt eine wichtige unterstützende Rolle zu. Sie erleichtert den Austausch von Informationen im ganzen Unternehmen (z.B. eMail), schafft die Basis für das Arbeiten in dislocierten Arbeitsgruppen (z.B. Groupware-Anwendungen), bietet Speicherungs- und Wiederauffindungsmöglichkeiten in internen und weltweiten Netzen (z.B. Intra-/Internet) und stellt Werkzeuge für bestimmte Aufgaben des Wissensmanagements zur Verfügung. Dies sind alles Aufgaben, deren Bewältigung eine notwendige Voraussetzung für ein erfolgreiches Wissensmanagement zum Erfolg des Unternehmens und seiner Mitarbeiter darstellt.

Wissensmanagement-Architekturmodell

Architekturelement Bausteine (beispielhaft)
Unternehmensstrategie
  • Begriffsklärungsworkshops
  • Strategiearbeit
  • Szenariotechnik
Unternehmens- und
Wissenskultur
  • Führungsgrundsätze und -system
  • unternehmensübergreifende Projektgruppen
  • selbstorganisierte Teams
  • Kommunikationsworkshops
Geschäfts- und
Wissensmanagementprozesse
  • Prozessorganisation
  • Prozessschaubilder
  • Besichtigungsanalyse
  • Bildkartengestaltungsmethode
Informations- und
Kommunikationstechnik
  • Intranet
  • Diskussionsforen
  • e-Mail
  • Datawarehouse
  • Groupware Systeme
  • Workflow Systeme
Jeder Baustein kann als unterstützende Methode oder Werkzeug einem oder mehreren Teilprozessen des Wissensmanagementprozesses zugeordnet werden.

Zurück zu Wissensmanagement - Grundlagen
Zurück zu Wissensmanagement Hauptseite

Fragen und Kommentare sind herzlich willkommen
© 2000-2003 Angelika Mittelmann

Geändert am 11. Nov. 2002