Wissensmanagement Methoden/Werkzeuge

bullet1 Wissensentwicklung
bullet2 Kreativitätstechniken

bullet3 Synektik

WAS
Die von William Gordon entwickelte Synektik ist eine anspruchsvolle Verfremdungsmethode, bei der fremde Strukturen auf die eigene Problemstellung übertragen werden. Der Begriff "Synektik" stammt aus dem Griechischen und bedeutet "verknüpfen, in Verbindung bringen". D.h. die Synektik folgt den beiden Prinzipien das Fremde vertraut und das Vertraute fremd machen. Diese Methode wird vor allem bei Konstellationsproblemen eingesetzt.
WARUM
Ziel dieser Methode ist es, durch Verfremdung bekannter Lösungsansätze zu verhindern, dass die an den Problemlösungen Arbeitenden voreingenommen gegenüber bestimmten Lösungsansätzen sind und so eventuell bestimmte Lösungsmöglichkeiten gar nicht erst in Betracht gezogen werden.
WIE
Eine Synektik-Sitzung besteht üblicherweise aus den folgenden zehn Schritten. Je nach Anwendungsgebiet können jedoch Elemente weggelassen werden (außer Schritt 9).
  1. Problemanalyse
    Die Vorgehensweise bei der Synektik wird vom Moderator erklärt. Die Problemstellung wird erläutert, Verständnisfragen werden geklärt und Informationen gesammelt. (Dauer: ca. 30 Minuten)
  2. Spontane Lösungen
    Mit Hilfe von Brainstorming entwickeln die Teilnehmer spontane Lösungen für das Problem, um möglichst unbelastet in den anschließenden Synektikprozess zu gehen. (Dauer: ca. 10 Minuten)
  3. Neuformulierung des Problems
    Um ein gemeinsames Problemverständnis bei allen Teilnehmern zu entwickeln, wird das Problem gemeinsam neu formuliert. (Dauer: ca. 5 Minuten)
  4. Direkte Analogie
    Der Moderator gibt einen für den Teilnehmerkreis passenden Bereich (z.B. Natur) vor und bittet die Teilnehmer um direkte Analogien zum Problem. (Dauer: ca. 20 Minuten)
  5. Persönliche Analogie
    Eine direkte Analogie aus Schritt 4 wird von der Gruppe ausgewählt und damit die Frage "Wie fühle ich mich als ...?" beantwortet.
    (Dauer: ca. 20 Minuten)
  6. Symbolische Analogie
    Ein Vorschlag aus Schritt 5 wird ausgewählt und nach ungewöhnlichen Vergleichen mit Formen, Bildern oder Klängen oder auch mit Hilfe von Paradoxien zu suchen. (Dauer: ca. 10 Minuten)
  7. Zweite direkte Analogie
    Bei der zweiten direkten Analogie wird wieder ein Bereich ausgewählt (z.B. Technik) und nach direkten Analogien gesucht. (Dauer: ca. 20 Minuten)
  8. Analyse der direkten Analogie
    Die Teilnehmer listen die Merkmale und Funktionsprinzipien der ausgewählten Analogie(n) aus Schritt 7 auf. (Dauer: ca. 20 Minuten)
  9. Force-Fit-Übertragung auf das Problem
    Das ist der wichtigste Schritt für den Erfolg der Methode. Die Merkmalsliste aus den Schritten 6 und 8 wird auf das Ausgangsproblem zurückbezogen, indem gefragt wird, was diese Merkmale in Hinblick auf das Problem bedeuten.
    (Dauer: ca. 30 Minuten)
  10. Formulierung der Lösungsansätze
    Aus den Ideen aus Schritt 9 werden die Lösungsansätze entwickelt, die weiter ausgearbeitet werden können. (Dauer: ca. 20 Minuten)
Beispiel
    Problemdefinition
    Wie kann dafür gesorgt werden, dass die Mitarbeiter eine technische Anlage nur mit Schutzhelm betreten?
  • Spontane Lösungen
    Warnschilder, Androhung von Geldstrafen, Kameraüberwachung
  • Neuformulierung des Problems
    nicht erforderlich
  • Direkte Analogie
    Analogiebereich: Natur; Drohgebärde des Pavians soll Feinde abschrecken; Murmeltier pfeift; Pinguinküken wird ins Wasser gestoßen, um es mit dem Element Wasser vertraut zu machen (ausgewählt)
  • Persönliche Analogie
    Wie fühle ich mich als Pinguinküken, das ins Wasser gestoßen wurde? Habe Angst vor dem Ungewissen; Warum macht die Mutter das mit mir? Jetzt gibt es kein Entkommen mehr! (ausgewählt)
  • Symbolische Analogie/Paradoxien
    ausweglose Flucht; gewaltsame Bestimmung; fürsorgliche Gefangenschaft (ausgewählt)
  • Zweite direkte Analogie
    Analogiebereich: Technik; Babylaufstall; Hundeleine (ausgewählt); Sicherheitsgurt (ausgewählt); Verkehrsampel (ausgewählt)
  • Analyse der direkten Analogie
    Hundeleine = feste Verbindung zwischen Herr und Hund; Sicherheitsgurt = Wagen startet erst, wenn Gurt eingerastet; Verkehrsampel = Warnsignale durch Farben
  • Force-Fit-Übertragung auf das Problem
    Hundeleine = Schutzhelm mit Kette am Arbeitsanzug befestigen
    Sicherheitsgurt = Sender im Helm, der die Tür zur Anlage öffnet
    Ampel = Signaltafel: grüner Kopf mit Helm, roter Kopf ohne Helm
  • Lösungsansätze
    Ausarbeitung aller Ideen aus Schritt 9
    (aus: Hentze/Müller/Schlicksupp: Praxis der Managementtechniken. München/Wien 1990.)
  • Referenzen


      Copyright 1998-2005 Angelika Mittelmann. Letzte Änderung am 09.01.2005.